Felsen wie Stahl, bizarre Bäume und das hellste Firmament in ganz Kalifornien
Joshua Tree
Die Straßen sind stockdunkel, als ich beim Joshua Tree Nationalpark ankomme. Fast hätte ich das unscheinbare Schild des Nordeingangs übersehen. Ich fahre den schmalen Weg hinein zu einem der wenigen Campingplätze und suche einen Platz. Mit dem Zuschlagen meiner Wagentür bin ich in einer anderen Welt. Der Sternenhimmel ist gigantisch. Die Luft trocken und süßlich. Hunderdtausende Grillen scheinen sich zu einem Konzert versammelt zu haben, das sanft die Ruhe begleitet. In der Ferne heben sich riesige Schatten von Felsen vom Himmel ab. Ich baue mein Zelt auf und frage bei den Nachbarn, ob ich mich zu meinem Mitternachtssnack mit an ihr Lagerfeuer setzten kann. Darf ich natürlich. Einträchtig schauen wir alle ans Firmament und zählen Sterne.
Joshua Tree ist berühmt dafür. Da hier so wenig Zivilisation in der Nähe ist, gibt es wenig Lichtverschmutzung. Durch möglichst wenig andere Beleuchtung im Park will die Leitung des Parks das erhalten. Herrlich.
Am nächsten Tag verlasse ich den Campingplatz ganz früh. Ich will vor den meisten anderen in die Tracks einsteigen. Aber erst einmal fahre ich eine Weile an tausenden Büschen und Kakteen vorbei, die stetig größer werden. Noch befinde ich mich im unteren Teil des Parks, der zur Colorado Wüste gehört. Später geht er allerdings in die etwas feuchtere Mojave Wüste über, wo die Joshua Trees stehen. Langsam entdecke ich die ersten von ihnen. Bizarre Pflanzen, die aussehen wie eine Mischung aus Bäumen, Kakteen und Palmen. Tatsächlich sind es auch gar keine Bäume. Die Palmlilie oder auch Yucca gehört zu den Agavengewächsen. Wie auch immer, sie sind das Highlight der ungefähr 700 verschiedenen Pflanzenarten hier und ich finde sie sehen großartig aus.
Mein erster Stop ist die Gegend um Skull Rock. Riesige, skurrile Felsformationen liegen dort einfach wie hingeworfen in der Landschaft. Die Oberfläche aus Granit sieht von weitem glatt aus wie Stahl, ist aber scharf und rau. Bei Kletterern ist das Gebiet sehr beliebt und auch ich erklimme einen hohen Felsen. Die Aussicht ist toll. Noch besser ist sie aber am Keys View. Zwar sitze ich da nicht lässig auf einem Felsen, aber dafür kann ich von der Aussichtsplattform über das gesamte Coachella Valley schauen. Nach einem kleinen Frühstück starte ich dann meinen ersten Walking Track. Insgesamt gibt es im Park über 25 in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. Einer der Herausforderungen ist dabei immer die immense Hitze. Also unbedingt ganz viel Wasser einpacken, wenn ihr dort unterwegs sein wollt.

Ich schlängle mich stundenlang auf schmalen Pfaden an Kakteen vorbei, laufe über heiße weite Ebenen und ruhe mich im Schatten von Felsen aus. Ab und zu sehe ich Vögel, Hasen und gegen Abend sogar eine Art Fuchs. Und das Schöne ist: obwohl der Joshua Tree Park relativ bekannt ist, begegnen einem dank seiner Weitläufigkeit und der Begrenzung an Übernachtungsmöglichkeiten nur wenige Leute. Außerdem wird strikt auf die Einhaltung von Campgrounds und Sauberkeit geachtet. Schließlich färbt sich der Himmel pink hinter den Joshua Trees und ein großer Mond erscheint in der Ferne. Erschöpft und glücklich lasse ich die Szenerie auf mich wirken. Wieder ein wunderschöner Platz in Californien.
Wenn ihr jetzt auch Lust auf einen Besuch dort bekommen habt, informiert euch vorab über Walking Traks und Regeln auf der Website des Nationalparks.